PHARMAZEUTISCHE MEDIZIN
 
                                    

Definitionen


Arzneimittelinteraktionen

Arzneimittelinteraktionen sind Wechselwirkungen von Arzneimitteln, die durch inhibitorische oder induktive Effekte auf das Cytochrom P450 zu toxischen Wirkungen oder zu einer Verminderung des therapeutischen Effekts führen können.


Cytochrom P450

Die Cytochrome P450 (CYP) sind Hämoproteine mit enzymatischer Aktivität (Oxidoreduktasen), die praktisch in allen Formen des Lebens vorkommen. In Tieren wurden sie in allen Organen, insbesondere in der Leber, nachgewiesen. Beim Menschen wurden 57 verschiedene CYPs gefunden. CYPs reagieren fast ausschließlich als Monooxygenasen (Ein-Sauerstoffatom-Überträger).


Biotransformation und Cytochrom P450

Besondere Bedeutung hat die Biotransformation im Alter. Es kommt altersbedingt zur Reduktion der Lebergröße, zur Abnahme von Leberdurchblutung und Enzymaktivität der Cytochrome P450 (CYP)-abhängigen Phase-I-Reaktion und zur höheren Bioverfügbarkeit und langsameren Elimination lebergängiger Medikamente.


Pharmakokinetische Interaktionen

Unter pharmakokinetischen Interaktionen versteht man Wechselwirkungen, die entweder indirekt über die Induktion oder Inhibition am Cytochrom P450 oder direkt, intermolekular über beispielsweise Chelatierung diverser Arzneistoffe die Bioverfügbarkeit der Medikamente beeinflussen. Wirkungen von pharmakokinetischen Interaktionen betreffen Resorption (gastrointestinal und Bluthirnschranke), Verteilung, Biotransformation und renale Eliminierung.


Pharmakodynamische Interaktionen

Eine pharmakodynamische Interaktion liegt vor, wenn die kombinierten Arzneistoffe direkt (Kompetition) auf derselbe Zielstruktur oder indirekt (Antagonismus oder Synergismus zweier Pharmaka) auf dasselbe Organ oder denselben Regelkreislauf einwirken.


Veränderte Pharmakodynamik

Altersbedingte Veränderungen der Pharmakodynamik   können Arzneimittelinteraktionen oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen befördern. Abnahme der Neuronendichte, verringerte Rezeptordichte, reduzierte Transmittersynthese und Empfindlichkeit der Rezeptoren sind zu berücksichtigen. Klinische Konsequenzen treten im dopaminergen, serotonergen und cholinergen System auf, wie erhöhte Empfindlichkeit für EPMS (extrapyramidal-motorische Symptome), erhöhtes Risiko für Agitation, sexuelle Dysfunktion, für das serotonerge Syndrom sowie für anticholinerge Wirkungen wie Harnverhalt, Glaukom und Delir.


Serotonerges Syndrom

Es wird durch verstärkte zentrale und periphere synaptische Serotoninwirkung verursacht, wie sie beispielsweise bei Kombination von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) und Monoaminoxidase (MAO)-Hemmern auftreten kann. Die wichtigsten Symptome sind Fieber, neuromuskuläre Symptome (Tremor, Hyperreflexie, Myoklonus, Hyperrigidität) und psychiatrische Symptome (Desorientiertheit, Verwirrtheit, Erregung,  Euphorie), sowie vegetative Symptome (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Hyperhidrosis, Tachykardie). Kombinationen von Substanzen, die auf unterschiedliche Weise zur Ausschüttung eines gemeinsam wirksamen Metaboliten führen, sind problematisch. So kann die Kombination von SSRI mit Triptanen ein serotonerges Syndrom hervorrufen.


Anticholinerges Syndrom

Arzneimittel, die die Wirkung des Acetylcholins hemmen, also anticholinerg wirken, führen deshalb zu einem charakteristischen Symptomkomplex (anticholinerges Syndrom: Mundtrockenheit, erweiterte Pupillen, Harnverhalt, Verstopfung, erweiterte Pupillen, trockene Haut, beschleunigter Puls und zusätzlich  zentralnervösen Effekten wie Unruhe, Erregung, Angst, Halluzinationen, Krämpfe, Atemdepression, Bewusstseinsstörung bis zum Koma). Acetylcholin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der sowohl an vielen zentralen Nervenkernen im Gehirn wie auch in Teilen des peripheren Nervensystems eine Rolle spielt.

 
 
 
 
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